Ideenagentur für konzeptionelle Kommunikation und Gestaltung
DAS PROBLEM: Die Berliner Straße in Görlitz gibt das Bild eines in der Stadtentwicklung zurückgebliebenen Raumes, der nichtsdestotrotz zentrale und für wesentliche Stadtfunktionen konnektive Bedeutung aufweist.
EINE LÖSUNG: Görlitz ist grandios, eine Stadt voller Möglichkeiten. Was diesem zur Auffassung genügt, von Nachteil zu sein, ist bei genauer Betrachtung ein Vorzug im Wettbewerb der Standorte. Nicht deutsche Randregion ist Görlitz, sondern europäisches Zentrum und Brücke zwischen Ost und West. Eine Doppelstadt mit doppelten Möglichkeiten: zwei Sprachen, zwei Kulturen, zwei Ökonomien. Die östlichste Stadt Deutschlands verfügt über die größte erhaltene Innenstadt Europas und ihre Lage an der historischen Via Regia – das sind Glücksumstände, mit denen sich Görlitz gut positionieren läßt.
Traditionell beginnen Städte seit 150 Jahren an ihrem Bahnhof. In vielen Fällen führten Lage von Altstadt und Bahnhof dazu, dass sich zwischen diesem alten und jenem neuen Pol die Notwendigkeit einer direkten Verbindung ergab, die sich schnell als Boulevard entfaltete. Eberswalde, Bad Freienwalde, Frankfurt/Oder, Zwickau, Görlitz und weitere bildeten einen solchen Boulevard mit Hotels, Restaurants, Handwerk und Einzelhandelsgeschäften sowie Handelshäusern aus. Seit dem Einsetzen der Rückbesinnung auf die Altstädte 1990 haben diese Boulevards jedoch Glanz und Bedeutung verloren, ihre Funktionen, Geschäfte und sind schrittweisem Verfall ohne Perspektive preis gegeben. Den Rest gaben diesen Innenstadtlagen die desaströsen Kräfte der Märkte auf der grünen Wiese, der neuen Hotels an den neuen Hauptverkehrsachsen oder in der Natur und schließlich des Internethandels. Ursachen für den Verfall sind in jedem Fall schnell ausgemacht, Konzepte zur Revitalisierung dieser nun wenig geliebten Innenstadtlagen hat offensichtlich niemand.
Dessenungeachtet bleiben diese nun blutarmen Hauptverkehrsachsen in ihren Städten zentral, nur in ihrer negativen Wirkung brachial. Im Falle Görlitz wird der Bereich zwischen Bahnhof und Postplatz im Rahmen einer Komplexentwicklung in seiner ursprünglichen Rolle und Bedeutung als „Obertor“ und Boulevard zur Innenstadt funktional reinstalliert, um retransformiert werden zu können. Die bereits verkehrsberuhigte Achse sowie die historischen Land Mark Buildings der Straßburg-Passage und es Cafés Central bieten dabei eine ideale Grundlage, um die Straße in einen Ort des Ankommens und Verweilens zu verwandeln und innovative, auf den Menschen bezogene Einzelhandels-, Gastronomie- und Hotelleriefunktionen anzusiedeln. Kleine Läden und größere Leerstandsimmobilien, wie . z. B. der Görlitzer Hof, begegnen unterschiedlichen Nutzungskonzepten mit Variabilität. Die Berliner Straße läßt sich zudem mit Entwicklungs- und Gestaltungsmaßnahmen an der Oberfläche in ihrer Aufenthaltsqualität schnell verbessern. Innovative Stadtmöbel, die Einführung kontrastiver Materialien und Blickfänge können die lange Sichtachse brechen und Bewegungsflüsse stoppen.
In dem Gedankengang, in dem die Mündung der Berliner Straße vom Bahnhof aus in ein „Obertor“ zur Altstadt transformiert wird, entsteht an der Altstadtbrücke zugleich ein „Untertor“. Beide Orte werden visuell und funktional miteinander verbunden und ziehen so den Innenstadtbereich ein.